In der Fußball-Landesklasse hat der SV Lichtenberg auch das Derby gegen Fortuna Langenau mit 0:2 verloren. Dabei gab es mehr Platzverweise als Tore

Der Ärger bei Manuel Kluge war auch am Montag noch nicht verraucht. Er sei immer noch extrem sauer, sagte der Trainer des SV Lichtenberg. Kluge machte nach dem 0:2 (0:1) im Derby der Fußball-Landesklasse Mitte gegen den SV Fortuna Langenau allerdings seiner Mannschaft keinen Vorwurf. „Sie hat eine Riesenleistung gebracht.“ Der Unmut des SVL-Coaches ging klar in Richtung Schiedsrichter, der gleich vier Platzverweise gegen die Gastgeber (davon dreimal glatt „Rot“) verhängte. „Die Partie wurde heute leider nicht auf dem Spielfeld entschieden.“

Mehr als 20 Minuten mussten die Lichtenberger vor knapp 240 Zuschauern in Unterzahl spielen. Zunächst flogen Sebastian Schneider (70.) und Kevin Budach (72.) innerhalb weniger Minuten nach angeblichen Beleidigungen vom Platz, berichtete Kluge kopfschüttelnd. In der 81. Minute bekam Torsten Gronwaldt wegen groben Foulspiels die rote Karte. Allerdings sei der Kapitän des SVL zuvor im Mittelkreis mit dem Schiedsrichter kollidiert und auf dem nassen Rasen regelrecht in diese Situation hineingeschlittert, so Lichtenbergs Trainer. Kurz vor Ultimo sah auch noch Torsten Hauswald (89.) Gelb/Rot. „Nach seinem zweiten Foul im Spiel“, ärgerte sich Kluge. Er bescheinigte dem Schiedsrichter aus Freital „null Fingerspitzengefühl“. Denn das Duell der alten Rivalen sei zwar hart umkämpft gewesen – „aber zu jeder Sekunde fair“.

Seiner Mannschaft zollte Kluge trotz der vierten Niederlage im vierten Spiel großen Respekt. Alle hätten nach dem 0:3 gegen den BSC eine deutliche Reaktion gezeigt, so der Coach. „Das Team hat Charakter gezeigt – und dass es lebt.“ Und selbst zu siebt wäre noch ein Punkt möglich gewesen, lobte Manuel Kluge.

„Die Partie wurde heute leider nicht auf dem Spielfeld entschieden.“ Manuel Kluge Trainer SV Lichtenberg

In der 1. Halbzeit bestimmten die Lichtenberger das Spiel und hatten durch Swen Häuser und Danny Kluge auch verheißungsvolle Möglichkeiten, während Fortuna auf Konter setzte – die meist kreuzgefährlich waren. Die Führung der Gäste resultierte jedoch aus einem Standard: Nach einem Freistoß traf Jan Sandig den Pfosten, der Ball sprang aber an die Hacke von SVL-Keeper David Bellmann und von dort ins Netz (29.), schilderte Kluge: „Das war überaus unglücklich.“

In der 2. Halbzeit drückten beide Teams aufs Tempo und lieferten sich einen offenen Schlagabtausch. Auch in Unterzahl drängte der SVL auf den Ausgleich, ohne zu hundertprozentigen Chancen zu kommen. Die Entscheidung fiel in der vierten Minute der Nachspielzeit: Bei einer Ecke waren alle verbliebenen Lichtenberger Feldspieler aufgerückt. Langenau konnte die Situation aber klären, Hans Schmieder vollendete den Konter zum 2:0 für die Gäste.

Auch Michael Rudolph, der Trainer des SV Fortuna, hatte keinesfalls ein unfaires Spiel gesehen. „Es gab harte Zweikämpfe, aber keine bösen Fouls“, sagte der 62-Jährige. Zudem zollte er Lichtenberg seine Achtung. „Hut ab vor dem Gegner, wie er sich in dieser sehr schwierigen Situation präsentiert. Wir sind auf eine intakte Mannschaft getroffen, die zu allem entschlossen war.“

Viel Lob gab es natürlich auch für seine Männer. „Wie die Mannschaft diese knifflige Aufgabe gelöst hat, auch spielerisch, nötigt mir viel Respekt ab“, sagte der Fortuna-Trainer. Einziger Kritikpunkt: Man habe den Überzahlvorteil nicht konsequent ausgespielt. „Wir haben zuvor das 2:0 mehrfach liegenlassen“, sagte Rudolph. Zudem sei der Fortuna nach einer Aktion gegen Schmieder ein klarer Foulelfmeter verwehrt worden. Insgesamt habe sich sein Team aber in einem hochemotionalen Derby mit Bravour geschlagen, lobte Rudolph. Er sei schon erstaunt, wie das junge Team die vielen wochenlangen Ausfälle wegsteckt – „und was alle leisten und wie sie marschieren“.

Statistik SV Lichtenberg: Bellmann; Kohl (76. Hauswald), Stehr, Kokott, Schneider, Budach, Gronwaldt, Miersch (57. Jäkel), D. Kluge, Häuser, Drechsel (82. Geso) – Fortuna Langenau: Schulze; Achenbach, Becher, Martin (61. Arslan), Börner, Schmuckat (82. Kaden), Sandig, Krause, Thiele (90.+4 Gehmlich), Ponomarenko, Schmieder

Tore: 0:1 Sandig (29.), 0:2 Schmieder (90.+4); SR: Gentz (Freital) – Z: 236

Bildtext: Hart umkämpftes und emotionales Derby: Hier versucht Langenaus Tim Krause den Lichtenberger Michel Drechsel zu stoppen. Trotz sechs gelber und drei roter Karten sowie einmal Gelb/Rot war es keinesfalls ein unfaires Spiel, schätzten beide Trainer ein. Die Lichtenberger liefen im Gedenken an ein langjähriges Vereinsmitglied, das vorige Woche unerwartet verstarb, mit Trauerflor auf. Foto: Eckardt Mildner