Nicht einmal 100 Zuschauer haben am Samstag das Derby in der Fußball-Landesklasse zwischen dem BSC Freiberg und dem SV Lichtenberg sehen wollen. Die 99 Gäste auf dem Platz der Einheit erlebten ein glanzloses 3:1 (2:1) der Freiberger, die in der Tabelle einen Sprung auf Rang 4 machten. Die Lichtenberger verkauften sich zwar teuer, waren aber – wie in den Spielen zuvor – viel zu harmlos und bleiben ohne Punkt und mit 5:37 Toren Schlusslicht der Staffel Mitte.

Fußballerisch war das Duell der beiden mittelsächsischen Rivalen alles andere als ein Leckerbissen. Der BSC war zwar optisch überlegen, Kombinationen über mehrere Stationen hatten jedoch Seltenheitswert. „Wir haben gewonnen. Alles andere können wir ganz schnell abhaken“, sagte Freibergs Co-Trainer Martin Heydel, der Chefcoach David Kirsch (Urlaub) am Samstag vertrat. Die Mannschaft habe ihre spielerischen Vorteile nicht ansatzweise in Zählbares ummünzen können, ärgerte sich der Ex-Keeper. „Die Chancenverwertung war katastrophal.“

Der BSC hätte schon in den ersten 180 Sekunden in Führung gehen können. Zunächst verpasste Kevin Seifert, nachdem der Ball ungestört durch den SVL-Strafraum gelangte, dann köpfte Christopher Otto nach einer Ecke knapp über das Lichtenberger Gehäuse. Noch waren keine fünf Minuten gespielt, als Routinier Ronny Singer frei vor dem Gästetor an Daniel Bellmann scheiterte. Völlig überraschend konnten dann die Lichtenberger jubeln: Lucas Lange nutzte ein Abstimmungsproblem in der BSC-Abwehr und traf zum 1:0 für den Tabellenletzten, der bis dahin kaum zum Luftholen kam (8.).

Der BSC antwortete mit wütenden Angriffen, rannte sich aber immer wieder in der Lichtenberger Defensive – der SVL agierte mit zwei Viererketten vor dem Strafraum – fest. „Wir haben Freiberg in den ersten 20 Minuten gut gestört und sie unter Druck gesetzt“, lobte Gästetrainer Christian Schulze sein Team. Danach sei aber plötzlich der Faden gerissen, ärgerte sich der 43-Jährige. Logische Folge war der Ausgleich durch Rico Thomas. Mit einem Pass in die Tiefe war die Lichtenberger Abwehr ausgehebelt, der BSC-Torjäger setzte sich im Laufduell gegen Dominik Stehr durch und ließ auch SVL-Keeper Bellmann keine Chance – 1:1 (21.). Es war bereits der elfte Saisontreffer für Thomas.

Der BSC nahm nun das Zepter wieder in die Hand, der SVL hatte zunehmend Mühe, seine Ordnung zu halten. Nach einem Lichtenberger Einwurf an der Mittellinie wurde kurz vor der Pause erneut Thomas auf die Reise geschickt, der den mitgelaufenen Tilman Oehme bediente. Der Freiberger Nachwuchsspieler, der früh für den verletzten Meik Mehner kam, musste nur noch zum 2:1 einschieben. Aufgrund der Chancenvorteile war die Führung verdient. Der junge Paul Bauch im BSC-Tor bekam bis dahin keinen einzigen Ball zu halten. Beim Gegentor war der 19-Jährige schuldlos.

In der 2. Halbzeit startete der BSC erneut druckvoll. Björn Jäkel rettete bei einem Seifert-Kopfball auf der Linie (49.). Kurz darauf stand es aber 3:1: Ausgerechnet der Ex-Lichtenberger Kevin Budach traf nach einem Freistoß aus Nahdistanz (51.). Danach nahmen die Freiberger erneut den Fuß vom Pedal. „Zu wenig Bewegung ohne Ball“, sagte BSC-Kapitän Christopher Otto, „und wir haben von hinten heraus nicht gut gespielt.“ Zudem hätten mindestens 10 Prozent Einsatz und Engagement gefehlt, kritisierte der 29-Jährige.

Die Gäste konnten aber kein Kapital daraus schlagen. Nur bei einem Schuss von Lange musste sich BSC-Keeper Paul einmal langmachen. Im Gegenzug hatte Budach das 4:1 auf dem Fuß, scheiterte frei vor Bellmann aber ebenso wie kurz darauf der eingewechselte Patrice Göll. So blieb es beim 3:1 – ein achtbares Resultat für den Tabellenletzten, der eine engagierte Leistung bot und zumindest alles versuchte. „Uns fehlt aber einfach die Durchschlagskraft“, sagte Torsten Gronwaldt. Der 39-Jährige hatte sich in der Spitze aufgerieben, konnte sich aber wie seine Teamkollegen kaum entscheidend durchsetzen. Auch in den Spielen zuvor habe man meist gut mitgehalten, so der SVL-Kapitän: „Aber dafür können wir uns nichts kaufen.“

Statistik BSC Freiberg: Bauch – Landgraf, Otto, Hanitsch, Reinke – Budach, Mehner (31. Oehme), Thomas – Erler, Seifert (77. Schöne), Singer (80. Göll)

SV Lichtenberg: Bellmann – Hauswald, Stehr, Eckardt, Kohl (54. J. Lange) – Jäkel, Miersch, Hegewald, Grajetzky (70. Hänig) – L. Lange (77. J. Schmidt), Gronwaldt

Tore: 0:1 L. Lange (8.), 1:1 Thomas (21.), 2:1 Oehme (44.), 3:1 Budach (51.) – SR: Arnold (Dresden) – Zu.: 99

Bildtext: Gute Haltungsnoten: Freibergs Luis Landgraf behauptet sich hier gegen Torsten Hauswald. Insgesamt hatte die Partie zwischen den beiden mittelsächsischen Rivalen aber wenig Unterhaltungswert. Foto: Marcel Schlenkrich