Außenseiter schlägt sich achtbar

Von Robin Seidler

Im Finale des Kreispokals haben die Fußballer des SV Lichtenberg den SV Fortschritt Lunzenau mit 2:1 (2:0) bezwungen. Doch am Ende des Endspiels wurde es noch spannend.

Die große Überraschung im Finale des Fußball-Kreispokals der Männer ist am Samstag in Lunzenau ausgeblieben. Mittelsachsenmeister und Landesklasse-Aufsteiger SV Lichtenberg kämpfte sich mit einem 2:1 (2:0)-Erfolg gegen den SV Fortschritt Lunzenau (Mittelsachsenklasse) zum Pokalsieg. Die SVL-Kicker durften in Lunzenau damit das Double bejubeln. Die entsprechenden Shirts waren bereits vorbereitet.

SVL-Coach Manuel Kluge wollte nach Abpfiff eigentlich nur feiern. “So richtig weiß ich gar nicht, was ich sagen soll.” Für eine kurze, aber treffende Analyse reichte es aber noch: “Ich denke, dass die effektivere und etwas clevere Mannschaft das Finale gewonnen hat. Aber ich merke bei meiner Truppe auch, dass der Tank leer ist”, sagte er mit einem Schmunzeln.

“Meine Mannschaft ist in der zweiten Halbzeit nicht zwingend auf das dritte Tor gegangen, sondern hat das Spiel gut verwaltet.” Kluge schickte aber auch an den Gegner ein Kompliment. “Großes Lob an Lunzenau. Einerseits dafür, was sie an diesem Wochenende auf die Beine gestellt haben, andererseits an die Mannschaft, die uns mit einfachen Mitteln das Leben schwer gemacht hat.”

In der Tat war über weite Strecken der Partie kein Klassenunterschied zu sehen. Nachdem die Lunzenauer in der Anfangsphase die ersten Angriffe der Lichtenberger überstanden hatten, fand das Team von Trainer Lars Berger besser ins Spiel. Franz Gebhardt und der sehr agile Til Genrich vergaben erste gute Möglichkeiten.

Mit einem Konter nach 12 Minuten stellten die Lichtenberger dann die Weichen auf Pokalsieg: Swen Häuser schob den Ball ins lange Eck – aus Lunzenauer Sicht ein vermeidbares Gegentor. “Wir sind in der Abwehr in Überzahl und können die zwei Lichtenberger nicht stellen”, sagte Fortschritt-Coach Lars Berger.

Sein Team spielte danach aber unbeeindruckt weiter. Andreas Großer war auf und davon, umkurvte SVL-Torwart Simon Esser, doch sein Schuss aus sehr spitzem Winkel kratzte ein Lichtenberger noch von der Torlinie. Wenig später scheiterte Uwe Sparschuh noch per Kopf.

Als der Außenseiter am Drücker war, kamen die Lichtenberger zu ihrem zweiten Treffer. Marcus Schmidt holte SVL-Akteur Michel Drechsel im Strafraum unnötig von den Beinen, den fälligen Elfmeter verwandelte Danny Kluge sicher.

Dieser Gegentreffer wirkte für die Lunzenauer wie ein Nackenschlag. Die ersten Köpfe gingen noch vor der Pause nach unten.

Ein Aktivposten im Lunzenauer Spiel: Mittelfeldspieler Til Genrich (l.), hier im Zweikampf mit dem Lichtenbergs Francis Fischer, machte im Pokalfinale ein sehr gutes Spiel. Die Niederlage konnte der Torschützenkönig (21 Treffer) der Mittelsachsenklasse aber trotzdem nicht abwenden – und vergoss auch einige Tränen nach dem Spiel. Foto: Mario Häsel

“Ich glaube, dass nicht viel gefehlt hat, um die Lichtenberger zu schlagen”, sagte nach Spielende Til Genrich, der auch einige Tränen vergoss. Der 21-jährige Mittelfeldspieler war der beste Lunzenauer auf dem Platz. “Der Unterschied war vielleicht, dass die Lichtenberger in solchen Spielen die erfahrenere Mannschaft sind und mit einem anderen Selbstverständnis da reingehen. Das war bei einigen von uns nicht so.”

Genrich, der vor Spielbeginn als einer der beiden besten Torschützen der Mittelsachsenklasse geehrt wurde, kurbelte auch in der 2.Halbzeit die Lunzenauer Angriffe an. Doch so wirklich gefährlich wurde es zunächst nicht mehr.

In der Schlussphase, als die Partie mehr oder weniger dahinplätscherte, ließen die Lichtenberger noch einige Konterchancen auf das dritte Tor liegen und machten das Finale plötzlich wieder spannend. In der 89. Minute misslang eine Kopfball-Rückgabe von Benjamin Kohl auf Torwart Esser völlig. Der Ball rollte zum 2:1 über die Linie, doch in der Nachspielzeit agierten die SVL-Kicker abgezockt und ließen in der glühenden Sonne keine Großchance der Lunzenauer mehr zu.

“Ich kann meiner Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf machen”, sagte Lunzenaus Trainer Lars Berger. “Die Jungs haben es verdient, mal etwas in den Händen zu halten. Es ist nur schade, dass wir in der ersten Halbzeit keinen Treffer erzielt haben.” Dennoch könne der Verein stolz auf das Erreichte sein, so der 26-Jährige.

“Was er hier auf die Beine gestellt hat – sowohl sportlich als auch organisatorisch – ist große Klasse”, sagte er und zog noch einen Vergleich. “Wir bauen hier gerade ein Team auf und die Lichtenberger haben ganz andere Möglichkeiten, in dem sie Spieler holen, die schon in der Junioren-Bundesliga aktiv waren.”

Trösten können sich die Lunzenauer aber dennoch: Da Lichtenberg in die Landesklasse aufsteigt, ist Fortschritt als Finalist für die erste Runde im Sachsenpokal am 10. und 11. August startberechtigt.

Splitter zum Finalwochenende

Die vielen Lichtenberger Fans waren nicht nur sehr früh in Lunzenau, sondern sicherten sich am Spielfeldrand einige der wenigen schattigen Plätze. Während des Männerendspiels wurde gar die Polonaise angestimmt.

Spieler und Fans des 1. FC Postschänke Burkersdorf mussten bei der Auslosung für die neue Pokalsaison viel Geduld haben. Ihr Verein wurde als letztes aus dem Topf gezogen. Dafür gibt es in der 1.Hauptrunde aber ein Heimspiel gegen Motor Brand-Erbisdorf. Als Losfee agierte Maxi Kühnel von Rotation Göritzhain.

Mit 665 Zuschauern war das Kreispokal-Endspiel der Männer in Lunzenau in diesem Jahr eines der bestbesuchten in Sachsen. Lediglich zu den Finals in Nordsachsen (1107), im Vogtland (950) sowie im Erzgebirge (688 ) kamen noch mehr Fans.

Für Nico Israel vom TSV Flöha war das Männerfinale sein letztes Spiel als Teil eines Schiedsrichtergespanns. Er war als Linienrichter eingesetzt und fungiert künftig nur noch als Schiedsrichterbeobachter.

Trainer als Chauffeur: Der Lunzenauer Coach Lars Berger brachte am Sonntag die Spielerinnen des Damenendspiels zu den Sanitäreinrichtungen an der Schule. Dort bereiteten sich an beiden Tagen die Sportler des jeweils zweiten Spiels vor. (rosd)

Quelle: Freie Presse Freiberg

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